Es war in den heissen Julitagen des Jahres 1896, in der Sommerzeit, in der in der Landwirtschaft jede Minute kostbar ist, als einige entschlossene und tatkräftige Landwirte aus der Wetterau dennoch die Zeit fanden, um zu einer Beratung zum Zwecke der Gründung einer Molkereigenossenschaft zusammenzukommen. 

Gleichzeitig wurde der Ankauf der Privatmolkerei  mit erörtert.

Dem Vorbild Raiffeisen's  folgend und von dem Willen beseelt, sich selbst zu helfen, gelang die Gründung der Genossenschaft am 26. Juli 1896 ebenso, wie danach der Ankauf der Bergner‘schen Molkerei.

Die ersten Anregungen zur Gründung einer Genossenschaft  gingen aus von den   Vorstandsmitgliedern Andreas Heinstadt aus Oppershofen und Peter Schneider IV aus Ostheim. 

In diesen beiden Herren werden die eigentlichen Gründer der Genossenschaft erblickt.13

Weitere  Gleichgesinnte scharten sich um sie. 

In der Gründungsversammlung traten 78 Landwirte, davon 31 aus Oppershofen, 20 aus Griedel, 16 aus Nieder-Weisel, 9 aus Ostheim und 2 aus Rockenberg der Genossenschaft als Mitglieder bei.

Dies alles und der Umstand, dass der Gedanke einer genossenschaftlichen Milchverwertung zuerst bei den alten Milchlieferanten auf fruchtbaren Boden fiel, war offenbar ein Zeichen dafür, dass kein echtes Vertrauensverhältnis zwischen der Privatmolkerei Bergner und den milchanliefernden Landwirten bestand. 

Am 30. August 1896 wurde in Nieder-Weisel in der Gastwirtschaft „Zum Löwen“ der erste Vorstand gewählt.

Der Ostheimer Bürgermeister Jakob Schneider der zuvor für das Amt vorgesehen war, verzichtete einige Tage vor der Abstimmung wegen persönlicher Diffamierungen. 

Stattdessen wurde zum hauptamtlichen geschäftsführenden 1.Vorsitzenden und Betriebsleiter der neu gegründeten Genossenschaft der Kaufmann Johann  Bill, aus Nieder-Weisel gewählt. 

Bill, der seine Jugendjahre in Amerika verbracht hatte, traute man zu dieses Amt auszufüllen.

In dieser Versammlung beschlossen die Genossen auch, die Dampf-Molkerei von dem Privatbesitzer H. Bergner für 22.000 Mark zu erwerben. 

Direktor Bill führte 43 Jahre bis zum Erreichen des Ruhestandes 1939 die Molkerei.

Am 1. Oktober 1896 eröffnete die Genossenschaft den Betrieb.

700 Liter Milch, lieferten 78 Genossen täglich.

Im Frühjahr 1897 erfolgten die ersten Beitritte aus Fauerbach v.d.H. und im Februar 1898 schlossen sich die ersten Lieferanten aus Kirch-Göns der Genossenschaft an.

1898 begann Heinrich Bardo Heinstadt aus Oppershofen ein Neffe von Andreas Heinstadt seine Tätigkeit in der Molkerei. 

Im Jahre 1900 lieferten bereits 400 Mitglieder aus den Ortschaften Ostheim, Nieder-Weisel, Oppershofen, Griedel, Rockenberg, Fauerbach v.d.H. und Kirch-Göns ihre Milch an die Molkerei ab. 

10 Mitarbeiter verarbeiteten zu dieser Zeit durchschnittlich 5.000 Liter Milch täglich.

13 J.Bill IV, Bericht zum 25. jährigen Jubiläum 1896-1921, S.1, Hrsg. Molkereigenossenschaft Ostheim, 1921.